Wer sich als Vermieter und Eigentümer einer Immobilie mit der Gebäudesanierung, mit dem Energieausweis oder mit einem Neubau beschäftigt, stolpert irgendwann über die Gradtagszahlen. Was Du dazu wissen musst, erklären wir in diesem Artikel.
Gradtagszahlen – was wird damit ausgedrückt?
Um die energetische Qualität eines Gebäudes oder einer Heizungsanlage beurteilen zu können, sollten nicht nur der jeweilige Zustand und das Energieverbrauchsverhalten berücksichtigt werden. Das Wetter spielt ebenso eine entscheidende Rolle. Bei kälteren Außentemperaturen wird regelmäßig mehr geheizt. Um in diesem Zusammenhang den Wärmeverlust eines Gebäudes ermitteln zu können, werden die Gradtagszahlen als Kennzahl zur Hilfe genommen.
Gradtagszahlen setzen Außentemperatur und Raumtemperatur ins Verhältnis und geben somit Aufschluss über den Energieverbrauch beziehungsweise den Energiebedarf des Gebäudes. Sie werden in der Einheit Kelvin K (oder Celsius °C) angegeben und können sich sowohl auf einen einzelnen Tag innerhalb der Heizperiode als auch auf ein klimatisches Mittelmaß für das Jahr beziehen.
Wann werden Gradtagszahlen verwendet?
Ganz allgemein werden Gradtagszahlen für die Berechnung des Energieverbrauchs benötigt. Das gilt sowohl für die Erstellung der Heizkostenabrechnung, wenn Du als Vermieter beispielsweise keine Messwerte für den jeweiligen Monat in der Heizperiode vorliegen hast, als auch für den Energiepass (zur Witterungsbereinigung). Dieser ist seit einigen Jahren bei Neuvermietung und Verkauf verpflichtend und muss dem Mieter beziehungsweise Käufer vorgelegt werden. Hierbei kann zwischen einem Bedarfsausweis und einem kostengünstigeren Verbrauchsausweis unterschieden werden.
Achtung: Solltest Du in der vergangenen Zeit umfangreiche Modernisierungen oder Umbauten vorgenommen haben, musst Du abklären, ob der Energieausweis noch Gültigkeit besitzt. In der Regel sind die Ausweise bis zu zehn Jahre gültig, allerdings nur, sofern sich keine grundlegenden Faktoren bezüglich des Energieverbrauchs geändert haben.
Als Vermieter greifst Du außerdem auf die Gradtagszahlen zurück, wenn im Zuge eines Mieterwechsels Verdunstungsgeräte abgelesen werden müssen. Die Zwischenablesung kurz nach Beginn des neuen Abrechnungszeitraums oder kurz vor Ende des aktuellen ist meist ungenau. Dank der Gradtagszahlen und der Gradzahltage kannst Du dennoch die Heizkosten gerecht zwischen Vor- und Nachmieter aufteilen.
Wie werden Gradtagszahlen berechnet?
Berechnet werden die jeweiligen Gradtagszahlen aus der Differenz zwischen Außen- und Raumtemperatur an all den Tagen, an denen die Temperatur unter der Heizgrenze liegt. Gemäß der VDI-Richtlinie (Verein Deutscher Ingenieure) liegt die Heizgrenztemperatur bei 15 °C und die Innenraumtemperatur bei 20 °C.
Nehmen wir einmal an, in einem Monat innerhalb der Heizperiode liegt die Außentemperatur an 12 Tagen bei 10 °C, dann liegt die Gradtagszahl bei 60 Kelvin (Anzahl der Tage * Differenz zwischen Außen- und Innenraumtemperatur). Bei der Berechnung der Gradzahltage wird die Differenz zwischen mittlerer Außentemperatur aller Heiztage und Heizgrenztemperatur berechnet.
Es ist bei der Erstellung der Heizkostenabrechnung jedoch kaum möglich, jedes Mal die Gradtagszahlen zu berechnen. Die entsprechenden Daten kannst Du daher aus der Gradtagstabelle entnehmen. Der VDI hat in einer langjährigen Messung an verschiedenen Orten in Deutschland die Gradtagszahlen ermittelt und in einer Tabelle zusammengefasst. Diese erhältst Du unter anderem beim VDI.