Bei einem Neubauprojekt in der Lynarstraße in Berlin sind 98 Wohnungen zu bezahlbaren Mieten entstanden. Das Gebäude ist als Holzbau errichtet und setzt Maßstäbe für einen neuen Wohnungsbau.
Die Website zu dem Wohnhaus mit insgesamt 98 Mietwohnungen im Berliner Stadtteil Wedding trägt den Titel „Neunzehn Minuten“. Neunzehn Minuten – das ist exakt die Zeit, in der große Teile des verwendeten Baumaterials wieder nachgewachsen sind. Das Gebäudeensemble ist als Holzbau errichtet und hat deshalb einen besonders günstigen ökologischen Fußabdruck.
Klimaschutz durch Holzbau
Holz ist nicht nur ein nachwachsender Rohstoff, der den Ressourcenverbrauch von Gebäuden reduziert. Das Baumaterial speichert auch CO2 – im Gegensatz zu Beton, bei dessen Herstellung große Mengen von Kohlendioxid freigesetzt werden. Somit trägt das Bauen mit Holz wesentlich zum Klimaschutz bei. Will die Immobilienwirtschaft klimaneutraler werden, so ist es wesentlich, zukünftig auf klimaschonende Materialien wie Holz zu setzen.
Holzbau Förderung durch den Berliner Senat
Das Gebäude im Berliner Stadtteil Wedding hat der Berliner Senat mit 2,5 Millionen Euro aus dem Programm „Experimenteller Geschosswohnungsbau“ gefördert. Nach Plänen des Senats soll die Metropole an der Spree bis zum Jahr 2050 zu einer klimaneutralen Stadt werden. Der Baustoff Holz spielt eine zentrale Rolle, um den Ausstoß von CO2 Emissionen im Gebäudeneubau zu reduzieren. Der Holzbau leistet als Kohlendioxidspeicher einen Beitrag zum Klimaschutz und zur besseren Effizienz beim Einsatz von Ressourcen.
Berliner Holzbaupreis
Um den Holzbau auch in der Öffentlichkeit zu verankern, hat der Berliner Senat einen Holzbaupreis ausgeschrieben. Im Jahr 2019 ist der Holzbaupreis des Landes Berlin an die beiden mit einer Brücke verbundenen Gebäude in der Lynarstraße im Wedding gegangen. Die Bauten erfüllen den KfW-Effizienzhaus 40 Standard. Das optimiert nicht nur den ökologischen Fußabdruck und die Energiebilanz, sondern reduziert auch die Betriebskosten für die Bewohner.
Gemeinschaftliches Wohnen
Bauherr in der Lynarstraße im Berliner Sprengelkiez ist eine Genossenschaft. Die bauliche Innovation war auch die Voraussetzung, um neue Wohnformen zu realisieren. In der Lynarstraße gibt es auf allen Etagen Wohnungen mit eigenen Bädern und Küchen. Zusätzlich können Bewohner weitere Bereiche wie Wohnküchen und Wohnflure gemeinsam nutzen.
Die Genossenschaft legt bei der Vermietung großen Wert auf eine verträgliche Mischung der Mieter. Deshalb lernen sich die Neumieter und Bewohner in einem Vorbereitungstreffen kennen. So finden passende „Wohnteams“ zueinander, die ein bestimmtes Cluster im Haus gemeinschaftlich belegen. In dem Haus soll keine Monokultur einer gleichförmigen Gruppe entstehen, sondern wohnen verschiedene Generationen, Familien oder Singles alle zusammen unter einem Dach.
Bezahlbare Mieten
Ein weiterer wichtiger, aktueller Aspekt war bei dem Holzbauprojekt in Berlin die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Beim Holzbau kann ein Großteil der Fertigung von der Baustelle in die Fabrik verlagert werden. Dort werden unter dem Einsatz von Roboter- und Computertechnik Module vorgefertigt. Die Fertigteile müssen auf der Baustelle die Arbeiter dann nur noch zusammen montieren. Die Modulbauweise unter der Zuhilfenahme digitaler Werkzeuge macht das Bauen schneller, präziser und auch günstiger.
Bei dem Holzbau im Wedding sind insgesamt 98 Wohneinheiten entstanden. Die kostengünstige Bauweise ist einer der Gründe dafür, warum die Genossenschaft die Hälfte der Wohneinheiten für Leute mit Wohnberechtigungsschein (WBS) anbieten kann. Die Wohnungen kosten dann nur 6,50 Euro pro Quadratmeter.
Berlin baut mit Holz
Das Beispiel aus Berlin zeigt, wie sich der Wohnungsneubau derzeit wandelt. Innovatives Bauen verbindet sich mit der Frage nach neuen Wohnformen und bezahlbaren Mieten. In Nachfolge des Projekts im Weddinger Sprengelkiez sind in der Hauptstadt sowohl von privaten wie öffentlichen Investoren weitere hochspannende nachhaltige Bauvorhaben geplant oder bereits realisiert.
So baut die städtische Wohnungsbaugesellschaft Hogowe derzeit ein wegweisendes Schulgebäude komplett aus Holz. Im Stadtteil Adlershof hat die Hogowe bereits drei siebengeschossige würfelförmige Holzbauten fertiggestellt. Insgesamt sind in Zusammenarbeit mit den Architekturbüro Kaden + Lager 42 Wohnungen entstanden mit Ein- bis Vierzimmerwohnungen von 36 bis 100 Quadratmetern. Alle Wohnungen sind barrierefrei mit Aufzug gestaltet und verfügen über einen Balkon oder eine Terrasse.
Im Berliner Stadtteil Kreuzberg plant der Projektentwickler UTB mit dem WoHo das höchste Holzhochhaus Deutschlands. Das vom Büro Mad arkitekter aus Oslo geplante Gebäude soll 98 Meter hoch sein und insgesamt 29 Geschosse erhalten.
Holzbau-Quartier in Tegel
In der Nähe des ehemaligen Berliner Flughafens Tegels ist mit dem „Schumacher Quartier“ ein komplett neues, nachhaltiges Stadtviertel geplant. Dort sollen 5.000 Wohnungen für 10.000 Menschen entstehen. Auf einer Fläche von 48 Hektar – davon 29 Hektar im Bereich des ehemaligen Flughafens – sind sämtliche Gebäude als Holzbau geplant.
Headerbild: © Architekten: schäferwenningerprojekt GmbH Fotograf: Markus Löffelhardt