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Das Ende einer Ära?

Ladenschließungen, Jobverluste und fallende Aktienkurse: Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben eine globale Wirtschaftskrise ausgelöst, die derzeit auch den deutschen Immobilienmarkt überrollt.

Insbesondere der Immobilienhandel ist aufgrund von Versammlungsverboten, Quarantäneverordnungen und Abstandsregelungen nahezu zum Erliegen gekommen. Zwar sollen sinkende Hypothekenzinsen den Handel beleben, doch Investoren zögern – die Risiken um Leerstand und Mietausfall sind derzeit zu unabsehbar.

Investoren an der Börse sind schwer verunsichert, sogar Assets wie Gold und Rohöl erlebten zeitweise heftige Preisstürze. Diese Entwicklung war bereits Anfang Februar spürbar, als sich Investoren vermehrt in Richtung von Staatsanleihen ausrichteten. Diese Entwicklung führte auch zu Renditeeinbrüchen, wodurch indirekt auch die Hypothekenzinsen beeinflusst wurden: Als Konsequenz sank bundesweit das Zinsniveau – Somit können Immobilienkäufe und Bauprojekte aktuell durch besonders günstige Darlehen finanziert werden. Experten prognostizieren, dass sogar negative Bauzinsen relevant werden könnten, wodurch Kreditnehmer das Darlehen nicht einmal in voller Höhe zurückzahlen müssten.

Negativzinsen sind denkbar

„Die Verunsicherung durch das Coronavirus hat zu einem Allzeittief bei Bauzinsen geführt“, bestätigt Mirjam Mohr von der Interhyp, Deutschlands größtem Finanzierungsvermittler. So können Kreditnehmer bei einem Immobilienkredit mit zehnjähriger Zinsbindung mit Zinsen von 0,4 bis 0,6 Prozent pro Jahr rechnen, eine Verbesserung von 0,1 Prozentpunkten gegenüber März 2020. „Die Angst davor ist groß, die Auswirkungen müssen aber nicht negativ für die Märkte sein“, sagt Michael Bazdarich, Mitglied des Pension Solutions Team bei Western Asset. „Die Europäische Zentralbank arbeitet seit 2014 mit Minuszinsen.” Auf diese Weise beabsichtigen die Notenbanken, die schwache Wirtschaft anzukurbeln und einen Absturz in eine Rezession zu verhindern. Ob die Negativzinsen jedoch wirklich ein wirksames Instrument sind, ist noch nicht abschließend geklärt.

Lesen Sie das vollständige Interview mit Miriam Mohr zum Thema Negativzinsen hier.

Kein Wachstum beim Neugeschäft

Doch laut des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (VDP) ist von einem Rückgang der Hypothekenkredite im Moment noch nichts zu spüren. Louis Hagen, Präsident des VDP, sieht „bei den privaten Immobilienfinanzierungen weiter starke Aktivität“. „Allerdings”, so schränkt er ein, „laufen noch einige Geschäfte an, die vor der Krise bereits angebahnt wurden. Wegen der Coronakrise werden sowohl das Neukreditgeschäft als auch die Immobilienpreise weit von den vorherigen Erwartungen entfernt bleiben.”

Haben die Banken im vergangenen Jahr noch 98 Milliarden Euro an Krediten zur Wohnimmobilienfinanzierung ausgegeben, ist in diesem Jahr kein Wachstum zu erwarten. Doch wie stark das Geschäft schrumpfen könnte, darüber lassen sich derzeit keine Prognosen abgeben. Laut Hagen ist eine Vorhersage „schlicht und ergreifend nicht möglich.“

Stagnation am Immobilienmarkt

Doch günstige Darlehensverträge und die damit verbundenen günstigen Immobilienanschaffungen werden aktuell für eine Vielzahl potenzieller Käufer nicht im Fokus stehen. Durch die Unsicherheit der Corona-Krise, deren Ausgang nicht präzise vorherzusagen ist, schrecken zumindest Privatleute vor einem finanziell stark belastenden Immobilienkauf zurück.

Für den Immobilienmarkt könnte die aktuelle Krise somit eine Kehrtwende einleiten. Betrachtet man die Historie von Immobilienzyklen, so endeten diese generell mit einer wirtschaftlichen Rezession. Stefan Mitropoulos, Ökonom bei Helaba, erläuterte vor kurzem gegenüber der Süddeutschen Zeitung: „Wer wirtschaftlich schwierige Zeiten erwartet, verschuldet sich nicht mit Hunderttausenden Euro“. Folgt man diesem Ansatz, so ist zu erwarten, dass potenzielle Käufer vorerst keine Darlehensverpflichtungen eingehen werden, wodurch der Verkäufermarkt unter Druck gerät. Dies hätte zumindest einen verlangsamten Anstieg der Immobilienpreise zur Folge.

Deutsche Bank ist optimistisch

Doch die Analysten der Deutschen Bank kommen in einer aktuellen Untersuchung des deutschen Immobilienmarktes zu dem Schluss, dass die aktuelle Corona-Krise keinen nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung des Immobilienmarktes haben wird. Laut ihrer Ansicht wird der Markt zeitweise aufgrund von Notverkäufen wegen Arbeitsplatzverlusten oder zu risikofreudigen Finanzierungen stagnieren. Trotzdem erwarten die Analysten lediglich eine ‚Corona-bedingte‘ Pause und noch kein Ende des Preiszyklus, da alle strukturellen Faktoren wie hohe Wohnungsnachfrage bei gleichzeitig wenig Neubau, Niedrigzinsumfeld und Zuzug in die Städte den Zyklus nach wie vor wirken.