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Zin­sen er­rei­chen neue Höchst­wer­te – Zinskommentar Ok­to­ber 2022

Zinsen, Zinsen, Zinsen: In diesem Monat macht unser Zinskommentar seinem Namen wirklich alle Ehre. Es gibt gleich drei Zinsveränderungen zu vermelden.

Zinsen I: Die Fed macht ernst

Die Zinssitzung der amerikanischen Fed stand Ende September ins Haus – und führte zu einer ziemlich hohen Zinsanpassung. Jerome Powell ließ sich beim Notenbanktreffen in Jackson Hole im Vormonat noch nicht so recht in die Karten gucken. Jetzt ging es am 22. September dann aber auch gleich in die Vollen. Weitere 0,75 Prozentpunkte setzte die Fed die Leitzinsen herauf – auf inzwischen 3,00 bis 3,25 Prozent.

Die Geldpolitik zielt weiterhin auf die Bekämpfung der immens hohen Inflation. Der Zinsschritt wurde bereits von den Marktteilnehmern erwartet. Manche rechneten sogar mit einem ganzen Prozentschritt. Überrascht wurden sie allerdings von der Prognose, dass die Leitzinsen am Jahresende vielleicht bei 4,5 Prozent liegen könnten. Der Abstand zwischen den Leitzinsen in Europa und den USA wurde damit erneut vergrößert, was den Euro gegenüber dem Dollar massiv abwertet. Mehr Zinsen in den USA machen den Geldverleih in Dollar attraktiver, was zu einem Euro-Dollar-Tauschverhältnis führte, das so tief ist wie seit 20 Jahren nicht mehr.

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Zinsen II: Die EZB holt auf

Die gewagten Zinsschritte der Fed machen sie zum Taktgeber im Spiel der internationalen Leitzinsentscheidungen. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird da bald nachlegen müssen. Aber halt: Das hat sie ja bereits getan. Noch vor der Fed-Entscheidung gab EZB-Chefin Christine Lagarde einen zweiten Zinssprung in diesem Jahr um 0,75 Prozent bekannt.

Das ist mehr, als viele erwartet hatten, nachdem es im Juli zaghaft mit zunächst 0,5 Prozent losgegangen war. Damit liegen die europäischen Leitzinsen nun bei 1,25 Prozent – das ist eine Menge, wenn man bedenkt, wie lange die Nullzinspolitk in Europa zuvor gedauert hatte.

Zur Erinnerung: Seit 2016 war das so. Der Kampf gegen die Inflation zwingt Lagarde dazu. Das Ziel der EZB ist eine Inflationsrate von etwa zwei Prozent. Jahrelang lag die Rate weit darunter, man munkelte sogar schon, dass es zu einer Deflation – also dem Gegenteil der Inflation –kommen könnte. Wie schnell es doch gehen kann: Eine Pandemie und einen Krieg sowie eine Energiekrise in Europa weiter – und die Vorzeichen haben sich komplett geändert.

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Zinsen III: Die Bauzinsen erhöhen sich fast um einen halben Prozentpunkt

Ende August gab es zur Überraschung und Freude aller Käufer:innen einen leichten Rückgang der Bauzinsen. Das war fast wie in alten Zeiten. Doch diese Atempause währte nur kurz. Im September stiegen die Bauzinsen bei allen Zinsbindungsfristen wieder an – und zwar teilweise mit hohen Zugewinnen, wie das ImmoScout24-Zinsbarometer zeigt: Die Zinsen kletterten teilweise stark über die Drei-Prozent-Marke und könnten sich sogar mittelfristig an die vier Prozent annähern.

Für Käufer:innen bedeutet das wie schon im Vormonat: Die Sicherheit des eigenen Kredits sollte an oberster Stelle stehen. Die Spekulation auf sinkende Zinsen ist eher nicht ratsam. Die Expert:innen des Bauzins-Trendbarometers des Immobilienfinanzierers Interhyp erwarten zwar gegenwärtig eher Seitwärtsbewegungen bei den Bauzinsen, in der mittelfristigen Perspektive sehen aber 80 Prozent eher einen weiteren Anstieg.

ImmoScout24-Zinsbarometer

zinsentwicklung

In den letzten Jahren hatte sich das ImmoScout24-Zinsbarometer vorwiegend nach unten entwickelt. Monat für Monat. Es fühlt sich heute ein wenig wie damals an. Ein wenig. Nur bei den Krediten mit fünfjähriger Zinsbindung hat sich an den Zinsen gar nichts getan. Sie bleiben bei 2,80 (Vormonat: 2,80) Prozent. In Zeiten steigender Zinskosten ist das aber auch schon eine gute Nachricht. Kredite mit einer Laufzeit von zehn Jahren sanken um 0,08 Prozentpunkte auf nunmehr 2,88 (Vormonat: 2,96) Prozent.

Noch stärker gaben die Zinsen bei der 15-jährigen Zinsbindung nach: 3,14 Prozent (Vormonat 3,31) ist der aktuelle Wert, der damit 0,17 Prozentpunkte niedriger liegt als im Vormonat. Die Zinsen der für 20 Jahre festgeschriebene Baukredite sanken auf 3,18 (Vormonat: 3,41) Prozent. Ein Minus von stolzen 0,23 Prozentpunkten.

Inflation in Deutschland im August bei 7,9 Prozent

Auch die Inflation wächst weiter. Im August stieg sie in Deutschland im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Prozentpunkte auf 7,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das Statistische Bundesamt ruft angesichts dieser Werte ein kleines Jubiläum aus, denn die Inflationsrate verweilt damit seit einem halben Jahr deutlich oberhalb der Sieben-Prozent-Marke. Das sind Gedenktage, die wirklich niemand braucht. Maßgebliche Preistreiber sind nach wie vor die Energiekosten und Nahrungsmittel.

Immerhin: Dämpfende Maßnahmen im Bereich Verkehr und im Energiesektor, wie das 9-Euro-Ticket, der Tankrabatt und der Wegfall der EEG-Umlage, haben anscheinend tatsächlich Schlimmeres verhindert: „Die Teuerung im Vergleich zum Vorjahresmonat hat sich durch diese Maßnahmen im Bereich Verkehr deutlich abgeschwächt: Im August 2022 lag sie bei 3,7 Prozent, nach +5,4 Prozent im Juli und +8,3 Prozent im Juni“, schreiben die Bundesstatistiker.