Die Corona-Pandemie und der Immobilienmarkt: Was wird geschehen?

Die Corona-Krise hat nicht nur Auswirkungen auf den Aktienmarkt und die Wirtschaft. Auch der Immobilienmarkt ist betroffen von der aktuellen Lage. Experten sind sich mittlerweile einig: Der Markt wird unter den Folgen der Corona-Krise leiden, sich jedoch auch zeitnah wieder erholen können.

Seit der Finanzkrise kannten die Immobilienpreise nur eine Richtung – und zwar nach oben. In den meisten Städten liegen die Preise heute um mindestens 50 Prozent höher als noch im Jahre 2009. Zwar geht der drastische Anstieg der Preise hauptsächlich mit den gesunkenen Zinsen einher, dennoch ist dieser Sprung nach oben einer der wohl größten im Verlaufe des deutschen Immobilienmarktes.

Wirtschaftliche Einschränkungen spielen eine maßgebliche Rolle

Die wirtschaftlichen Einschränkungen mit Kurzarbeit und zahlreichen Unternehmenspleiten, welche aufgrund von Corona tagtäglich mehr werden, sorgen für Einkommensverluste bei Privatinvestoren. Diese bekommen dadurch Probleme, ihre Kreditraten zu bedienen. Auch nicht bezahlte Mieten von Mietern spielen hier eine Rolle.

Durch die neuen Gesetzesverordnungen der Bundesregierung haben Mieter die Option, in Absprache mit dem Vermieter eine Stundung der Miete zu vereinbaren – ohne Sorge davor, dass eine fristlose Kündigung des Mietverhältnisses eintritt.

Verlässt man sich auf die Meinung der Experten, dann könnte ein Rückgang der Immobilienpreise um bis zu 30 Prozent bevorstehen. Dies liegt unter anderem an der kurzfristigen Abwanderung von Personen aus den Städten hinaus aufs Land. Auch Notverkäufe in Folge von Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit sind Faktoren, die den Immobilienmarkt kurzfristig beeinflussen können und werden.

Doch für Privatinvestoren gibt es einen Lichtblick: Die gleichen Experten stellen in Aussicht, dass die Preise spätestens ab Ende des kommenden Jahres wieder ansteigen sollten. Gründe dafür sind, dass Personen in Folge der Krise wieder dazu neigen werden, von ländlichen Gebieten in die Stadt zu ziehen. Hier ist die Versorgung und die Anbindung besser – auf zahlreichen Dörfern gibt es beispielsweise noch keine ausreichenden Internetleitungen, um das Thema „Homeoffice“ gut auffangen zu können.

Der Immobilienmarkt wird durch die Krise entschleunigt

Ebenfalls durch die Corona-Krise betroffen sind gewerbliche und institutionelle Vermieter. Vor allem bei Restaurants und Ladengeschäften bleiben aktuell Einnahmen aus, woraus auch eine verminderte Miete bzw. eine gestundete Miete resultiert.

Neuvermietungen werden durch die derzeitigem Beschränkungen immer schwieriger, weshalb die Vermieter den Mietern hinsichtlich der Miete deutlich entgegenkommen müssen. Auch bei Wohnimmobilien gibt es die Empfehlung, möglichst nicht umzuziehen, um Ressourcen einzusparen und direkte Kontakte zu vermeiden.

Dies alles entschleunigt den Wohnungsmarkt und sorgt für eine minimale Anpassung der Mietpreise. Gleiches gilt für etwaige Wohnungs- und Hausbesichtigungen – Massenbesichtigungen, wie sie in diversen Großstädten üblich sind, dürfen aktuell nicht stattfinden. Dies führt dazu, dass weniger Interessenten Besichtigungen tätigen und somit auch weniger potentielle Käufer auf dem Markt sind.

Baustopps in Folge der Krise stehen darüber hinaus ebenfalls zur Debatte. Gerade bei Großprojekten könnte dies zu Rücktritten von Kaufverträgen führen – und demnach zu einer Verringerung des Kaufpreises.

Zwar stehen die Mieten und die Kaufpreise üblicherweise in einem engen Verhältnis zueinander, dies hat sich jedoch innerhalb der letzten Jahre deutlich gewandelt. Kaufpreise sind in dieser Zeit prozentual deutlich mehr angestiegen, als es die Mieten taten. Deshalb ist eine kleine Korrektur der Miet- und Kaufpreise kein Beinbruch für Investoren. Darüber hinaus besteht auch weiterhin ein eher überschaubares Angebot an frei verfügbaren Immobilien, weshalb sich die Preise relativ schnell wieder erholen könnten.

Leitzins wird auf einem niedrigen Niveau bleiben

Ein weiterer Aspekt, der bedacht werden muss, ist, dass die Zinsen auch weiterhin auf einem historisch niedrigen Level verbleiben werden. Eine Anpassung des Leitzinses ist aktuell nicht im Gespräch, was sich auf die Kreditzinsen auswirkt. Rein spekulativ kann man dazu sagen, dass eine Erhöhung des Leitzinses zahlreichen Unternehmen und teilweise auch Staaten das Genick brechen würde. Deshalb ist eine Erhöhung auf Sicht vorerst nicht erwartbar.

Zu guter Letzt rechnen die Experten mit einer enormen Zuwanderungswelle, welche sich bereits während der Krise ausbreiten wird. Dies liegt daran, dass das deutsche Gesundheitssystem deutlich besser gewappnet ist, als es zahlreiche andere sind. Eine erhöhte Zuwanderung sorgt jedoch auch für eine höhere Nachfrage nach Mietwohnungen – ein weiterer Preistreiber sowohl für Mieten als auch für Kaufpreise.

Nichtsdestotrotz wird entscheidend sein, wie lange und wie stark die Schwächung der deutschen Wirtschaft noch anhalten wird. Je stärker die Einbußen sind, desto härter wird die Corona-Krise den Immobilienmarkt treffen. Geht diese Krise jedoch glimpflich aus und die Produktionen werden bald wieder hochgefahren, dann wird man in wenigen Jahren nur noch von einer kleinen Delle in der Immobilienpreisentwicklung sprechen. Es bleibt also spannend, wie die politischen Entscheidungen in den kommenden Tagen und Wochen ausfallen werden – denn diese geben maßgeblich den Weg für die Immobilienpreise vor.